All rights reserved deu Kröll, E. (Evelyn) 2007 Presse; Leser; Aggression; Beeinflussung; Berichterstattung St. Pölten, FH-StG Medienmanagement, Dipl.-Arb., 2007 Im Rahmen dieser Diplomarbeit wird die Frage untersucht, wie sich gewaltsame Reaktionen auf Berichterstattung in der Presse auf die Pressefreiheit auswirken und wie Redakteure, Verleger und Herausgeber mit solchen Situationen umgehen. Als Beispiel für eine solche Situation dient der Karikaturenstreit Anfang 2006. In der dänischen Zeitung „Jyllands Posten“ wurden damals Karikaturen des islamischen Propheten Mohammed veröffentlicht. Nachdem dänische Muslime zuerst keine Reaktionen zeigten, reisten islamische Imame in ihre Heimatländer, um gegen die Verunglimpfung ihres Propheten Stimmung zu machen. In der Folge demonstrierten Muslime auf der ganzen Welt gegen die Beleidigung des Propheten. Der Konflikt eskalierte und westliche Medien waren mit der Frage konfrontiert, ob sie der vermeintlichen Verletzung religiöser Gefühle Tribut zollen sollten, oder die Karikaturen nachdrucken und damit zeigen, woran sich der Zorn der muslimischen Welt entzündete. Bald regten sich Stimmen, die ein Nicht-Publizieren der Zeichnungen als Selbstzensur werteten und die Pressefreiheit, als Grundwert der westlichen Welt, in Gefahr sahen. Seither ist die Diskussion zwar abgeflaut, dennoch wird immer wieder über die Karikaturen und die Folgen ihrer Veröffentlichung diskutiert. Ziel dieser Arbeit ist es zu hinterfragen, ob die Pressefreiheit tatsächlich in Gefahr war/ist und ob Medienleute sich dem Thema Islam seither vorsichtiger widmen, sich womöglich selber zensieren, um Reaktionen wie nach der Veröffentlichung der Karikaturen zu vermeiden. Um dies herauszufinden wird ein theoretischer Rahmen erarbeitet, der es erleichtern soll, die einzelnen Aspekte des Konfliktes einzuordnen. Zuerst wird die Bedeutung der Medien für die Gesellschaft betrachtet. Vor allem Journalisten und Herausgebern kommt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle zu. Sie sind so genannte Gatekeeper (Schleusenwärter), die die Nachrichtenauswahl in Redaktionen übernehmen und so entscheiden, welche Ereignisse publiziert werden und welche nicht. Sie formen damit das Bild und die Meinung der Öffentlichkeit. Die Pressefreiheit wurde im Streit als gefährdet angesehen, deshalb wird sie im Rahmen dieser Arbeit ausführlich behandelt. Dadurch sollen ihre Geschichte, Einordnung und Entwicklung verdeutlicht werden. Pressefreiheit ist in den Grundrechten westlicher, demokratischer Staaten verankert und kann nicht durch die Berufung auf verletzte religiöse Gefühle eingeschränkt werden. Zudem wird der Islam exkursorisch behandelt, da er im Streit die Konfliktpartei darstellte, von der die Bedrohung auszugehen schien. In qualitativen Interviews mit ausgesuchten Medienleuten wird untersucht, wie sich der Streit um die Karikaturen auf die Presseberichterstattung ausgewirkt hat. Durch ihre Arbeit sind Chefredakteure oder Verleger mit Konfliktsituationen vertraut und können daher wesentlich zur Untersuchung beitragen. Die Befragungen ergaben, dass Redakteure und Herausgeber dafür plädieren, Inhalte wie die Karikaturen Mohammeds zu zeigen, dass sie jedoch zugeben, vorsichtiger mit dem Thema Islam umzugehen und zu versuchen, möglichst sachlich und unprovokativ darüber zu berichten. Der Streit um die Karikaturen hat demnach das Bewusstsein der Medienleute verändert. Selbst wenn Redakteure und Herausgeber es nicht sofort eingestehen, der Konflikt um die Mohammed-Karikaturen hat binnen kürzester Zeit neue Maßstäbe gesetzt – sowohl in der Nachrichtenauswahl, als auch in der Berichterstattung. In the course of this diploma thesis the question is examined, whether and how violent reactions to media coverage affect the freedom of the press and how editors and publishers deal with such situations. The caricature controversy in the year 2006 serves as an example of such a situation. At this time caricatures of the Islamic prophet Mohammed were published in the Danish newspaper “Jyllands Posten”. When Danish Muslims did not react to the first publication, Islamic imams travelled to their native countries, in order to intentionally provoke protests against the defamation of their prophet. Subsequently Muslims all over the world demonstrated against the offensive caricatures. When the conflict escalated, western media were confronted with the question whether they should pay tribute to the alleged violation of religious feelings, or reprint the caricatures in order to show what provoked this outrage throughout the Islamic world. Meanwhile more and more representatives of the western society and western scientists, who considered not publishing the pictures as self-censorship and felt the western value of the freedom of the press being in danger, raised their voices. Since then the discussion has cooled down, the topic, however, does not seem to have been sufficiently debated. The aim of the thesis is to analyse whether the freedom of the press was or actually is in danger and whether eople, working in the media deal with the topic of Islam more carefully since the controversy in order to avoid similar reactions in advance. To find this out, the significance of the media for the society is observed first. Journalists and publishers occupy an important role in connection with this. They are so-called gatekeepers, who are in charge of the process of newsselection in editorial offices and decide which events are published and which are not. Doing this they form the opinion of the public. The freedom of the press, which has been regarded as being in danger in the controversy, is furthermore treated in detail. History, definition and development of the freedom of the press are clarified in order to explain the background of the controversy. The freedom of the press is embodied in the fundamental rights of western, democratic societies and therefore cannot be limited by the reference to hurt, religious feelings. Moreover the Islam is being discussed, since it represented the conflict party in the controversy and posed a threat on western media and western values. Qualitative interviews with selected media persons examined, how the controversy about the caricatures affected the reporting in the press. They are familiar with such situations and therefore can contribute to the investigations substantially. The interviews showed that editors and publishers plead to show contents like the caricatures of Mohammed, however they admitted to handle the topic of Islam more carefully and try to report as objectively and inoffensive as possible about it. According to the findings of the interviews, the caricature controversy has changed the awareness of media persons of the topic. Even if they do not admit this immediately, the conflict has set new standards in the selection of news and the media coverage. http://phaidra.fhstp.ac.at/o:1106 application/pdf 1767502 bytes Beeinflussen aggressive Reaktionen auf Berichterstattung die freie Presse Text