All rights reserved deu Petrag, G. (Georg) 2010 Fürsorge; Jugendhilfe; Zigeuner; Drittes Reich; Geschichte 1933-1945; Rassendiskriminierung St. Pölten, FH-Stg. Sozialarbeit, Dipl.-Arb., 2010 Wie nahmen Menschen im heutigen Österreich, die sich der Volksgruppe der Romnia und Sintize zugehörig fühlen in der NS-Zeit Fürsorgedienstleistungen der Jugendwohlfahrt bzw. anderer Behörden, die sich für Familien zuständig erachteten, wahr? Welche Argumentationen bzw. Hinweise finden sich in archivierten behördlichen Schriftstücken, die etwas über die behördliche Praxis der NS-Zeit bzw. der Zeit davor hinsichtlich Familien, die als ‚ZigeunerInnen’ klassifiziert wurden, aussagen? Mit dieser Arbeit wurde die Absicht verfolgt, mögliche Zusammenhänge zwischen den Tätigkeiten von fürsorgerelevanten Behörden in der NS-Zeit und Personen, die als „ZigeunerInnen“ klassifiziert wurden, zu erforschen und darzustellen. Über das Schicksal dieser Menschen, war Jahrzehnte nach Ende des 2. Weltkrieges noch wenig erforscht bzw. auch in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Eben so wenig wurde bis heute zur Rolle von in der NS-Zeit zuständigen Behörden geforscht. Ausgangspunkte dieser Arbeit waren Gespräche mit Experten, die darüber befragt wurden, welche Zusammenhänge es ihres Wissens nach zwischen Romnia und Sintize und in der NS-Zeit fürsorgerelevanten Behörden gab. Einerseits wurden Interviews mit ZeitzeugInnen geführt und andererseits auch behördliche Schriftstücke ausgewertet. Aus den Interviews konnte nur sehr wenig an Datenmaterial, das für die Beantwortung der Forschungsfrage relevant war, gewonnen werden. Im aufgefundenen Schriftverkehr zeigte sich, dass sich FürsorgerInnen, die bei der KÜST und an Jugendämtern tätig waren, an der Erfassung und Selektion von Personen nach ihrer „Rassezugehörigkeit“ beteiligten. „Rassische“ Klassifikationen wurden auf den Karteikarten bzw. im aufgefundenen Akt vermerkt, obwohl dafür keine Rubrik vorgesehen war. Diese Vermerke zur „Rasse“ wurden auch im allgemeinen Schriftverkehr zwischen Jugendämtern und anderen Behörden angeführt. Das unter vermeintlicher „Fürsorgehilfe“ aufgebaute Vertrauen der Betroffenen wurde auch, wie es in einem Interview von einer Zeitzeugin berichtet wurde. Auf diese Weise wurden auch die Opfer in die Ausforschung und Erfassung weiterer „rassisch unerwünschter“ Personen eingebunden. How did people living in Austria today, who consider themselves as part of the Roma and Sinti ethnic group, perceive the role of social services with regard to youth welfare as well as other relevant public authorities, during the Nazi era? Which clues and arguments can be found in official documents now in the archives, providing useful information about official practice during this period and the time before the Nazis came to power regarding the treatment of all those people classified as “gypsies”? The author’s aim was to research and describe possible relations between the activities of the NS authorities and the consequences for persons classified as “gypsies”. Even decades after the end of the second world- war, the fate of these people has neither been subject of research, nor was very much known by the general public about it. The lack of research about the role of the the NS authorities in particular is also a remarkable fact. The starting point for the study reported in this thesis were discussions with experts, interviewed about the relations existing among the NS authorities relevant for social welfare and the Romnia and Sintize. Interviews were conducted with witnesses still alive and documents elaborated by the authorities were analysed. The interviews yielded only very limited data which could be used for answering the research question posed. The documents, however, showed clearly that social workers active in the KÜST and in the youth welfare services, were actually actively participating in racial classification and selection activities. Despite the fact that no rubric was provided in the files and official documemts for such information, such remarks were made on the margin of the pages.These remarks concerning race were found in all documents exchanged between youth welfare services and other authorities. As reported in an interview with a surviving witness, the trust people had in these social service institutions and their pretended social careintentions was thus gravely abused. By the same token victims became involuntary informants in the activities aiming at identifying “racially undesirable” people. http://phaidra.fhstp.ac.at/o:354 application/pdf 710065 bytes Text Fürsorge in der NS-Zeit: Die Jugendwohlfahrt bzw. fürsorgerelevante Behörden und ihre Tätigkeiten in Bezug auf Familien, die als "ZigeunerInnen" klassifiziert wurden